Reisebericht - Adria Umrundung 2019
 
Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, Albanien, Italien

26.04.2019 Bremen – Hamburg, 114 km
Feierabend. Ab auf’s Motorrad und über die A1 zu Olaf. Noch ein Tankstopp in Oyten und weiter nach Bassen, es regnet inzwischen aber egal. Olaf steht schon bereit vor der Garage und wir starten direkt weiter nach Hamburg zum Autoreisezug nach Wien. Der Regen hört auf der A1 nach Hamburg wieder auf und es gut voran , der obligatorische Stau vor dem Elbtunnel lässt sich auch gut durchschlängeln. Nach dem Elbtunnel geht es direkt ab in die Stadt. Schnell sind wir am Bahnhof Altona und checken uns und die Mopeds ein. Nun stehen wir hier und warten auf die Verladung. Es ist 19:00 Uhr und wir können auf den Autowagon fahren, Kopf einziehen sonst hat der Helm ne‘ Macke. Wir beziehen unsere Schlafkabine und die ÖBB hat doch schönere Wagen als die Deutsche Bahn früher. Der Schaffner kommt sogar mit einem Begrüßungsprosecco vorbei, wir lehnen dankend ab, bei uns gibt’s heute Rotwein. Auf geht’s mit dem Zug durch die Nacht.

27.04.2019 Wien Hbf Autoreisezug, Österreich – Preddvor, Slowenien, 440 km
Es war für mich die beste Nacht in einem Reisezug und ich habe relativ gut geschlafen. Es ist noch eine ganze Zeit bis wir Wien erreichen und wir können noch in Ruhe frühstücken. Nach dem Halt am Wiener HBF geht es noch ein kleines Stück weiter bis zur Fahrzeug Entladung. Da aber nur wenige Fahrzeuge mitgefahren sind geht es relativ schnell und wir starten mit den Motorrädern durch Wien. Puh, Wien und die angrenzenden Orte ziehen sich ganz schön hin und wir haben schon gut 40 km hinter uns bis wir freie Fahrt haben. Es ist ein schöner Fahrtag über kleine Nebenstrecken mit wenig Verkehr, Sonne, blauer Himmel, Wolkenmix, grüne saftige Wiesen, klare Luft mit guter Fernsicht. Die Temperaturen liegen nur bei 13, 14 Grad aber es lässt sich gut aushalten. Und nun zum Ende des Tages das Highlight, wir fliegen den Seebergsattel hinauf zur Grenze nach Slowenien ganz ohne Verkehr vor uns, yeah. An der Grenzstation stoppe ich und mache ein Foto zum Beleg das wir jetzt in Slowenien sind und es geht wieder hinab. In Preddvor suchen wir ein Hotel und lassen uns von der Lage am Cranava See blenden. Das Zimmer mit Frühstück kostet 100 Euro und ist damit völlig überteuert, wir hätten uns das Zimmer mal vorm Einchecken ansehen sollen, 3 Sterne soll es haben, 2 sind wohl für die Lage am See. Egal, das Bier und das Abendessen ist lecker und hier passt auch das Preis- Leistungsverhältnis. 

28.04.2019 Preddvor, Slowenien – Senj, Kroatien, 429 km
Der Wetterbericht hatte es schon angekündigt und so wissen wir schon das es ein nasser Tag wird. Wir starten im Regen, tanken erst einmal und fahren auf der Landstraße 210 bis Gorenja hauptsächlich geradeaus, was im Regen nicht weiter stört, bevor es in die Berge geht. Die Temperatur ist jetzt auf 3 Grad gefallen, mein Pinlock Visier gibt den Geist auf und beschlägt, ich fahre wie im Nebel auf regennasser Straße wie ein Anfänger bergab. Mir ist kalt, nur die Hände sind schön warm, Heizgriffe sind super. Ich trauere in Gedanken meinem Thermofutter nach das ich in naiver Urlaubsvorfreude und der Vorstellung von Temperaturen von 20 Grad im Süden zu Hause gelassen habe, schön doof. Trotzdem sage ich mir, eine Pause gibt es erst um 13:00 Uhr. Im letzten slowenischen Dorf vor der kroatischen Grenze findet sich dann auch eine Bar und Café. Capuccino und Pizza wärmen uns wieder auf. Zum Glück haben nur meine Handschuhe vor dem Regen kapituliert. Olaf leiht mir noch einen Pullover, damit ich etwas weniger friere. Der Grenzübertritt nach Kroatien ist schnell erledigt. Weiter geht es nun im Regen durch die kroatischen Wälder und Berge. Nach einiger Zeit ändert sich aber das Landschaftsbild. Der Wald lichtet sich und die Gegend wird steiniger. Wir nähern uns langsam der Küste, der Regen hört auf und die Temperatur steigt in angenehme Bereiche. Von weitem kann man schon das Meer sehen, die Adria. Auf der Suche nach einem ausgeschilderten Aussichtspunkt landen wir auf einer rund 5 km langen Schotterstrecke, unsere Dickschiffe schlagen sich gut mit den straßenorientierten Pirelli Scorpion Trail II und verlieren auch bei etwas steileren Bergaufstücken nicht den Grip. Das war jetzt zwar nur Offroad light aber mit 245 kg Mopedgewicht plus Gepäck schon genug. In Senj erreichen wir die Küste und stoppen kurz hinter dem Ort für eine Pause. Es ist inzwischen schon kurz vor sechs und wir schauen mal bei Booking.com nach einem Hotel. Letztendlich nehmen wir eines in Senj, das DZ für 65 Euro mit Frühstück und Blick auf's Meer. Olaf meldet uns gerade an der Rezeption an als ich mich wundere warum mein Tankrucksack so leicht ist als ich ihn abnehme. Oh Schreck, meine Kamera liegt noch auf der Parkbank außerhalb des Ortes. Ich sage ihm schnell Bescheid und fahre sofort zurück. Da es schon wieder regnet kam zum Glück keiner auf die Idee dort für eine Pause anzuhalten und meine Canon liegt friedlich auf der Bank, puh nochmal Glück gehabt. Wir duschen, ziehen uns um und gehe in ein Restaurant und lassen den Abend bei einer Fischplatte, Bier und Slivovitz ausklingen.

29.04.2019 Senj – Brela, 271 km
Ich wache auf und höre den Regen ans Fenster prasseln. Der Blick auf das Regenradar zeigt uns das es in Senj den ganzen Tag regnen wird aber wenn wir ca. 1 Stunde weiter in Richtung Süden fahren sollte der Regen überwunden sein. Das gilt aber nur für die Küste, in den Bergen hängt der Regen fest. Wir streichen daher den Abzweig in das Velebitgebirge und bleiben an der Küste. Nach dem Frühstück starten wir natürlich im Regen aber schon eine halbe Stunde später erreichen wir die Sonne. Der Regen verabschiedet sich mit einem grandiosen Regenbogen. Der Fahrspaß beginnt und wir genießen die kurvigen Küstenstraße und den mäßigen Verkehr. Über die Maslenica Brücke geht es nun nach Zadar und es gibt noch einmal einen ordentlichen Regenschauer, der aber nach 10 min vorbei ist. Ab Zadar geht es auf der D8 überwiegend geradeaus und der Verkehr hat auch stark zugenommen. In Vodice kaufe ich ein. Salami, Käse und eine Baguette für ein Picknick am Meer. Nach unserem Stopp am Wasser erreichen wir Sibenik und fahren weiter über die kleinere D58. In Trogir erreichen wir wieder das Meer. Die D8 ist nun eine ausgebaute Schnellstraße und wir gelangen relativ schnell durch Split hindurch aber es geht nun von einer Ortschaft in die nächste, erst nach rund 30 km haben wir mal freie Fahrt. Es ist schon wieder Zeit das wir uns Gedanken um unsere Übernachtung machen müssen. An einem Café stoppen wir gerade rechtzeitig vor einem kräftigen Gewitter. Wir sitzen unter der Überdachung bei einem Cappuccino und es schüttet wie aus Eimern. Währenddessen buchen wir uns ein Hotel in Brela. Es tröpfelt nur noch ein wenig und wir starten für die letzten Kilometer des Tages. Wir haben Glück, kurze Zeit später ist die Straße wieder trocken und wir können die Kilometer bis Brela noch genießen. Wir erreichen unser Hotel und sind erschrocken was für ein riesen Kasten das ist, davor parken 5 Reisebusse und wir bekommen wegen der ganzen Autos kaum ein Parkplatz für unsere Motorräder. Das Zimmer ist aber gut und wir haben wieder Blick aufs Meer. Wir gehen in den Ort zum Essen, eine kluge Entscheidung. Das Restaurant des Hotels hat den Charme einer Kantine und der Lärmpegel ist enorm. Auf dem Weg zum Ort sehen wir noch einen Regenbogen in Form einer startenen Rakete, meine Kamera habe ich aber im Hotel gelassen, na egal.

30.04.2019 Brela, Kroatien – Savnik, Montenegro, 343 km
Brela ist der erste Ort an der Makarska Küste, wenn man von Norden kommt und der vor unserem Hotel liegende Strand Punta Rata soll laut Forbes einer der schönsten der Welt sein. Naja, nach meinen Maßstäben ist mir dann doch zu viel Bebauung direkt hinter dem Strand, er ist schön aber in meine Top 10 Liste kommt er nicht. Trotzdem stehe ich um acht Uhr auf um ein paar Fotos zu machen, wegen des bewölkten Himmels spiele ich etwas mit der Langzeitbelichtung herum. Dann ist es Zeit zum Frühstück, dass in dem riesigen Speisesaal aber kein Genuss ist. Wir checken beim Frühstück den Wetterbericht und in den Bergen hängt immer noch der Regen fest.  Wir entschließen uns an der Küste weiterzufahren. Anfangs ist viel Verkehr, nachdem wir diesen hinter uns gelassen haben genießen wir das Kurvenfahren. Hinter Opuzen haben wir einen tollen Überblick über die unter uns liegende Gartenlandschaft. Ein Blick aufs Regenradar zeigt für Mostar inzwischen trockenes Wetter an. Also zurück zum alten Plan und ab nach Mostar. An der bosnischen Grenze müssen wir neben den Ausweisen die grüne Versicherungskarte zeigen, dann können wir passieren. Die 30 km bis Mostar fahren wir in Kolonne hinter einer Schlange von Autos, Überholen lohnt sich nicht, da man direkt hinter dem nächsten Auto hängt und permanent Gegenverkehr ist. Wir steuern die berühmte Brücke von Mostar an. In den Häusern sind auch heute noch zum Teil Einschusslöcher zu sehen, vom damaligen Krieg. Wir schauen uns die alte, wieder aufgebaute Brücke von der neuen Straßenbrücke aus an. Sie ist komplett von Touristen belagert, man muss Angst haben das sie wieder zusammenbricht unter der Last. Nach ein paar Fotos geht es wieder auf der geplanten Route weiter. Uns fällt sehr negativ der viele Müll am Straßenrand auf, man mag kaum anhalten. Es geht bergauf und es wird kälter, auf ca. 1200 Meter liegt leichter Schnee um uns herum auf den Wiesen. Hinter Avtovac geht es laut Navi ein kleine Straße den Berg hinauf zur Grenze nach Montenegro. Die geht nun in Schotter über und es sind noch 5 km bis zur Grenze von Montenegro. Ich finde es schon komisch das so eine Schotterstraße über die Grenze führt. Wir sind nun auf 1.400 Meter Höhe, um uns herum liegt eine geschlossene Schneedecke aber die Strecke ist frei, dafür regnet es stark und die Temperatur ist auf 4 Grad gefallen. Eine offene Schranke markiert die Grenze und es ist kein Mensch weit und breit zu sehen. Wir sind in Montenegro und die Straße hat wieder einen Asphaltbelag. Mein Visier ist wieder beschlagen und es geht im Regen bergab. Die vor uns liegende Baustelle beschert uns noch einmal eine kleine 2 km Offroadeinlage. Wir erreichen den Pivastausee, es ist ein toller Blick auf den See aber leider regnet es immer noch. Dann erreichen wir Pluzine und ich bin ganz schön durchgefroren inzwischen. Also ab in ein Café auf einen Cappuccino. Der Cappuccino ist gut aber das Café nicht beheizt und somit wird mir leider nicht wärmer. Weiter geht’s, kurze Zeit ohne Regen aber der ist schnell wieder da. Mir ist schnell wieder richtig kalt und meine Lust noch lange zu fahren sinkt auf Null. Wir machen einen Abstecher in ein Dorf auf der Suche nach einem ausgeschilderten Hotel, finden aber nichts. Also zurück zur Route in Richtung Durmitor N.P. . Auf dem Weg einen kleinen Pass hinauf wird es nebelig und der Regen wird zu Schneeregen, nur noch 2 Grad. Noch 26 Kilometer bis Sanvic. Für buchen uns im Hotel ein das 22 Euro/Pers. Frühstuck kostet. Leider muss der Boiler der Dusche erst 1,5 Stunden aufheizen bis man duschen kann. Zum Warten ist der Hunger zu groß, wir verzichten auf‘s Duschen und essen uns warm, eine Suppe vorweg hilft.

01.05.2019 Sanvic, Montenegro – Shkodra, Albanien, 306 km
Wie bisher jeden Morgen starten wir pünktlich gegen 10:00 Uhr. Kurz nach dem Start regnet es auch wieder leicht und die Straße bringt uns hoch in den Durmitor N.P.  auf 1.500 Meter, das Thermometer fällt dabei wieder auf 5 Grad. Wir fahren über die Hochebene mit Blick auf die verschneiten Gipfel die mit einer Wolkenmütze verhangen sind. Es geht wieder runter auf ungefähr 800 Meter und über die nächsten 25 km entlang der Tapa. Wir stoßen auf die Straße in Richtung Podgoridga aber mein Navi führt uns kurze Zeit später wieder auf eine Nebenstrecke um dann einige Kilometer später zu meinen wir sollen umdrehen. Wir bleiben auf der Strecke und geraten in eine 30 Kilometer lange Baustelle. Die Chinesen bauen eine Autobahn im ganz großen Stil mit mehreren Camps und wir fahren quasi auf der Versorgungsstraße. Dadurch ist auch noch viel Gegenverkehr auf der schmalen kurvigen Straße ohne Absicherung des Fahrbahnrandes. Nach einem Tankstopp an der Hauptstraße nach Podgoridga geht es über die Transitroute durch die Stadt. Die Straße läuft parallel zu einem Bahndamm durch eine grandiose Landschaft entlang des Skutarisee Nationalparks. Ein Straßenschild mit der Warnung vor kreuzenden Ottern habe ich auch noch nicht gesehen. Ich lasse mich vom Navi und einem Hinweis auf eine Panoramic Route  zum Abbiegen verleiten. Für die Panoramic Route hätten wir uns wohl links halten müssen, ich folge aber der Route rechts in die Berge. Die einspurige Strecke geht nur durchs Grün, bietet aber hin und wieder Ausblicke in die Tiefe aber die Landschaft ist durch den Regen vom Dunst verschleiert. Nach einer Kreuzung wird die Straße zum Glück wieder breiter und wir können etwas flüssiger fahren, dafür wird der Regen wieder stärker. Einige Kurven später öffnet sich der Blick auf die Stadt Bar und die Adria. Über eine erstaunlich kleine kurvige Landstraße geht es zur albanischen Grenze. Wir fahren an der Autoschlange vorbei und überraschender Weise winkt uns ein Zöllner über den Fußgängerweg zur Abfertigung. Nachdem unser Pass und die Fahrzeugpapiere gecheckt sind passieren wir die Grenze und sind in Albanien. Von der Grenze sind es noch 15 km nach Shkodra. Nun müssen wir uns erstmal mit albanischem Lek eindecken und suchen einen Geldautomaten. Nachdem wir erfolgreich einen Bargeldvorrat gezogen haben überlegen wir wo wir denn heute nächtigen wollen. Unser Blick geht auf das Hotel Europa schräg gegenüber, hui fünf Sterne. Aber vielleicht doch finanzierbar für uns? Ja, das Doppelzimmer kostet 76 Euro mit Frühstück, für Albanien sicher viel aber somit haben wir die Hotelsuche schnell abgeschlossen und sind mitten in der Stadt und die Mopeds stehen in der Tiefgarage. Wir schlendern am Abend durch die nette Fußgängerzone die sehr belebt ist. Bei Pizza und albanischem Bier schließen wir den Tag ab.

02.05.2019 Shkodra – Ndroq, 260 km
Das Frühstück ist leider keine 5 Sterne wert. Die Eier sind kalt, der Kaffee ist ungeniesbar und der Aufschnitt, Käse, Marmelade usw. in einem 1 Sterne Hotel nicht schlechter. Nun gleiten wir durch den leicht chaotischen Stadtverkehr von Shkodra. Autos halten spontan an, wenden, wechseln die Spur, natürlich alles ohne zu blinken. Radfahrer fahren auch schon mal nebeneinander im Gegenverkehr, dazu langsame selbstgebaute Gefährte dazwischen aber irgendwie fließt es trotzdem ganz gut und ich habe kein unsicheres Gefühl dabei. Wir fahren in Richtung Süden, in Milot biegen wir in östliche Richtung ab und fahren auf der neuausgebauten SH10. Etwas später geht es auf die SH30 in die Berge. Die landschaftlich schöne Strecke ist aber von der Fahrbahn sehr wechselhaft. Guter Asphalt wechselt sich ab mit riesigen Schlaglöchern, mal ist ein Stück Schotter, dann nur noch eine Ansammlung von Schlaglöchern, dann Baustelle, dann wieder ganz gut zu fahren. Man weiß aber nie was einem hinter der nächsten Kurve erwartet. In Klos zweigen wir von der SH6 auf eine kleine Straße bergauf ab, nach einigen Kilometern endet der Asphalt und Schotter liegt vor uns. Ich hatte unbefestigte Straßen im Navi ausgeschlossen aber das Navi wusste wohl nicht das es hier so aussieht, Eigentlich wollten wir nicht mehr „Offroad“ fahren aber Olaf gibt grünes Licht und es geht gut bergauf voran. Das Navi sagt abbiegen in 23 km. Die Strecke wird zunehmend schlechter, mit tiefen Pfützen und rutschigen Passagen. Nach einigen Kilometern erreichen wir im Nichts die kleine Ortschaft Xiber. Ein kleiner Junge winkt uns am ersten Haus des Dorfes zu, alte Mercedes Transporter stehen aufgebockt herum. Ich hoffe daher das gleich der Asphalt wieder anfängt aber es geht ohne weiter. Die Piste besteht nun abwechselnd aus einer alten Pflasterung, kommt uns vor wie aus römischer Zeit, so rumpeln wir darüber und durch tiefe Pfützen. Der Fahrspaß ist komplett flöten gegangen, wir wollen nur unsere Dickschiffe hier heil durchbringen. Ich zähle die Kilometer bis zum Abzweig zur SH35. Dann die Enttäuschung, es gibt ein großes Straßenschild mit Kilometerangaben zu vier verschiedenen Ortschaften aber kein Asphalt. Dafür werden die Steine weniger und die leicht schlammigen Abschnitte mehr und es geht nun bergab. Zum Glück regnet es nicht. Es ist schon erst erstaunlich wie gut wir mit unseren Straßenreifen vorankommen aber bei Regen wäre das wohl eine wilde Rutschpartie geworden. Wir durchqueren ein weiteres Dorf bis wir im nächsten Dorf nach 40 oder 50 km wieder Asphalt unter den Rädern haben. Dieser ist dafür aber richtig gut und bringt uns flott hinunter nach Tirana. Olaf hat an den albanischen Bergen die Lust verloren und so fahren wir auf schnellem Wege in Richtung Meer. Tirana lässt sich gut durchqueren trotz des Verkehrs. Am Ortsrand von Durrus ist die Straße gesperrt und die Polizei leitet alle Fahrzeuge um. Nach einer halben Stunde Verkehrschaos geht nichts mehr. Der Grund für die Sperrung ist eine Demonstration. Wir drehen um und fahren erst einmal auf der nächsten Straße aus dem Ort hinaus. In Ndroq finden wir ein uriges, schönes Hotel und beenden mit einem feinen Essen und einem Rotwein den Tag.

03.05.2019 Ndroq – Vlore, 257 km
Wir wollen morgen einen Ruhetag am Meer einlegen und ich hatte zu Hause zwei Empfehlungen für den Strandtag gefunden, Dhermi Beach und Gjipe Beach. Das ist also unser Ziel für heute. Nach einem leckeren Frühstück mit Milchschaum mit Honig starten wir. Seit gestern verliert Olafs Hinterreifen leicht Luft, daher müssen wir den erstmal wieder aufpumpen. Es gibt zwar unzählige Tankstellen in Albanien aber meistens gibt es dort keine Luft. Bei einem Autoschrauber halten wir an und fragen nach Luft. Nein, hat er nicht aber dann geht er doch in sein Lager und kommt ein paar Minuten später mit einem noch verpackten 12V Autokompressor wieder raus. Über seinen alten Peugeot gibt er Olaf eine Luftspende, Geld möchte er dafür nicht annehmen. Wir fahren zuerst wieder zurück an den Rand von Durres und dann auf die Schnellstraße in Richtung Süden. Eine richtige Alternative gibt es entlang der Küste auch nicht zu der Schnellstraße. Diese endet in Vlore und wir durchqueren den Badeort entlang der neuen kilometerlangen Strandpromenade mit neuen Hotels und Apartementhäusern. Hinter Orikum geht es wieder bergauf und wir halten an einem kleinen Café am Straßenrand. Wir trinken einen Cappuccino und für den kleinen Hunger gibt es eine Pizza und Cola dazu. Dann geht es weiter den Llogara Pass hinauf, die Passhöhe liegt in den Wolken und auf der anderen Seite geht es wieder hinunter ans Meer. Wir durchqueren Dhermi und fahren zum Gjipe Beach. Leider kann man den Strand nur zu Fuss erreichen aber die Mopeds mit Gepäck stehen lassen und in den Mopedklamotten dorthin laufen wollen wir nicht. So fahren wir nach Dhermi zurück. Der gepriesene Strand macht aber keinen schönen Eindruck, Müll liegt herum und es ist scheinbar noch einiges zu tun bis zum Saisonstart. Im Ort gibt es auch keine Möglichkeit Luft auf Olafs Hinterreifen aufzufüllen. Wir entschließen uns nach Vlore zurück zu fahren. Nun wissen wir das die Straßenverhältnisse den Llogara Pass hoch und runter gut sind und wir können das Tempo deutlich anziehen. Es folgt die vom Fahrspaß schönste Strecke in Albanien. In Vlore beziehen wir das Hotel Primavera, die Mopeds können hinten auf dem Hof stehen. Im Bad ist ca. 1 Meter neben dem Duschkopf eine Steckdose angebracht, einen Duschvorhang oder eine Kabine gibt es nicht. Wie praktisch, da kann man beim Duschen sich schon ein letztes Mal die Haare föhnen.

04.05.2019 Vlore Pausentag
An unserem Pausentag zeigt sich das Wetter leider bewölkt und es gibt immer mal wieder Regenschauer. Wir lassen uns für 4 Euro die Haare schneiden, kaufen für Olaf für den Notfall eine Luftpumpe und gehen am Nachmittag schon mal eine Pizza essen und ein Bier trinken. Am Abend treffen wir Markus aus Esslingen in einem furchtbar lauten Irish Pub und trinken ein paar Bier zusammen bei dem Italiener den wir am Nachmittag schon besucht hatten.

 

 

 

 


05.05.2019 Vlore – Durrus, 124 km

Eigentlich haben wir heute noch einmal einen halben Ruhetag. Für müssen heute nur zur Nachtfähre nach Durrus fahren die wir schon vorgestern online gebucht hatten. Für den Vormittag ist aber bis mittags Dauerregen angesagt. Wir fragen ob wir das Zimmer etwas später verlassen können, kein Problem sagt der Chef des Hotels. Markus kommt mit seiner BMW vorbei und gibt Olaf mit seinem 12V Kompressor Luft für den Hinterreifen. Dann setzt er seine Tour in Richtung Kroatien fort. Wir machen uns auf den kurzen Weg nach Durrus. Die Hauptstraße in Vlore steht auf 100 Metern total unter Wasser, es hat ganz ordentlich geregnet in den letzten Stunden. Die Schnellstraße bringt uns zügig voran und ca. 40 km vor Durrus haben wir den Regen wieder eingeholt. Ich halte an einer Raststätte an, um meine Handschuhe zu wechseln aber bei der Gelegenheit machen wir gleich eine Pause. Geschützt sitzen wir unter dem Vordach auf der Terrasse der Raststätte und bleiben dort 1,5 h sitzen da wir eh noch viel Zeit haben und keine Lust haben im Regen weiter zu fahren. Als die Sonne wieder rauskommt fahren wir die letzten Kilometer bis Durrus. Bevor wir direkt in den Hafen fahren wollen wir noch etwas Essen. In dem Restaurant bekommen wir das erste Mal auf der Tour kein gutes Essen. Olafs Fleisch stammt vielleicht von einem Straßenhund und meine Nudeln sind so scharf das sie außer nach scharf nach nichts schmecken. Im Hafen müssen wir noch eine dreiviertel Stunde warten bis der Ticketschalter aufmacht und wir uns einchecken können. Um 19:00 können wir zur Fähre fahren. Noch eine Passkontrolle und nach kurzer Wartezeit können wir die Mopeds ins Unterdeck fahren. Zum Festzurren wird einfach ein Seil genommen aber ich kenne das schon von den Korsika Fähren und vertraue auf den Matrosen, dass er einen Seemannsknoten kann. An der Rezeption bekommen wir den Schlüssel für unsere Kabine und sie hat sogar ein Fenster obwohl wir nur Innenkabine gebucht hatten. Zwei Motorradfahrer aus Deutschland wussten nicht das man auch eine Kabine buchen kann und haben für ihren Schlafsessel nur 15 Euro/Person weniger bezahlt wie wir für die Kabine. Ich würde sagen: “Am falschen Ende gespart“. Die Fähre legt mit einer halben Stunde Verspätung ab und fährt in die Nacht hinaus nach Italien.

06.05.2019 Bari, Italien – Sulmona, 404 km
Die Nacht auf der Fähre war richtig gut, wir haben super geschlafen. Als wir ins Fahrzeugdeck kommen wird gerade die Ladeluke zum Unterdeck geöffnet wo unsere Mopeds stehen. Wir kommen relativ zügig raus und die anschließende Passkontrolle geht auch schnell vonstatten. Von Bari geht es erst einmal rund 100 km über die Autobahn in Richtung Norden bis Foggia. In Lucera stoppen wir zum Tanken und kurz nach dem Start fängt es mal wieder an zu regnen. Daher ist es nicht schlimm das die Strecke bis Campobasso eher langweilig ist. Mit den ersten richtigen Kurven in die Berge ist die Strecke wenigstens teilweise auch trocken. Man hätte den Zustand sicher als schlecht bezeichnet, nach unseren Albanien Erfahrungen finden wir den Zustand aber ganz ok. In einem kleinen Ort halten wir an einer Dorfbar um einen Cappuccino zu trinken. Wir werden von einer schon leicht angetrunkenen Mittfünfzigerin fast adoptiert. Sie übernimmt für uns die Kommunikation mit der Bedienung obwohl wir das genauso gut hinbekommen hätten, da sie genauso wenig Deutsch oder Englisch kann wie die Bedienung. Es ist aber ganz Lustig und wir essen nach dem Cappuccino noch Spaghetti Aglio e Olio. Zum Abschied müssen wir noch ein Foto mit ihr machen, ihre Frage nach einer Facebook Freundschaft weichen wir geschickt aus, indem wir eine Mitgliedschaft bei Facebook verneinen. Am Beginn des Majella N.P. sehen wir schon den Schnee auf den Hügel, dieser wird zunehmend höher und auf ca. 1200 Meter Höhe liegt eine dicke Schicht Neuschnee aber die Straße ist frei. Der Schnee gibt einen tollen Kontrast zum frischen grünen Laub der Bäume. Das Thermometer zeigt nur noch 2 Grad an und steigt beim nächsten Ort Campo di Giove wieder auf überschaubare 5 Grad. Der Schnee ist aber nur etwas weniger und unsere Route bringt uns wieder einiger Meter höher. Tatsächlich fängt es an zu schneien. Ich muss den Schnee regelmäßig vom Visier wischen. Langsam bleibt auch etwas Schnee liegen als wir auf 1.280 Meter eine Passhöhe erreichen. Alles um uns herum ist weiß. Nach der Passhöhe muss es ja nach unten gehen und damit sollte auch der Schnee weniger werden, ist mein Argument weiterzufahren. Kurz nach einem Schild das auf Schneekettenpflicht bei Schnee hinweist ist die Straße ca. 10 cm hoch mit Schnee bedeckt und nur eine Autospur geht hindurch. Wir beschliessen umzudrehen und nach Campo di Giove zurückzufahren. Mein Visier ist wieder beschlagen und daher lasse ich es offen. Der Schneegriesel piekt wie kleine Nadeln im Gesicht. Obwohl es nur 1 Grad warm ist vergesse ich, vor lauter Konzentration auf die Straße, das Frieren. In Campo di Giove regnete es nur noch und wir fahren nach einem Tankstopp schnell weiter bergab bis nach Sulmona. Dank des Navis finden wir schnell ein gutes Hotel mit einer heißen Dusche. Das war mal wieder ein spannender Tag mit etwas Abenteuer.

07.05.2019 Sulmona – Camerino, 339 km
Wir starten beim Hotel und stoppen erst einmal an der nächsten Tankstelle zum obligatorischen Luftauffüllen auf Olafs Hinterreifen. Das Wetter meint es wieder gut mit uns und die Sonne scheint als wir die ersten Kilometer unter die Räder nehmen. Wir fahren auf der ausgebauten SS17 und etwas später biegen hinter Capestrano an der SS53 auf die kleine SR602 ab. Kurvig geht es hinauf und durch Villa Santa Lucia und Castel del Monte. In Calascio machen wir einen Abstecher zur Rocca Calascio, einer alten Festung von der ich im Fotoforum schon viele Fotos gesehen habe. Nur ist der Besuch wieder mit einem Fußmarsch verbunden und daher verzichten wir darauf. Wir genießen den Blick auf die Landschaft um uns herum und die verschneiten Gipfel der Berge. In Santo Stefano ist die Straße die am Gran Sasso vorbei geht wegen Schneefalls gesperrt und so müssen wir erst einmal weiter in Richtung L’Aquila fahren. Wir setzen unsere Route auf der SP86 nach der Autobahn die nach L’Aquila führt fort. Es geht durch den Nationalpark Gran Sasso und wir haben die Straße für uns alleine. Eine großartige Landschaft nur für uns. Wir überqueren den Stausee Lago di Campotosto. In Amatrice halten wir an einem Café auf einen Cappuccino. Nachdem ich weiterfahre soll die Route quer durch den Ort gehen. 50 Meter später werde ich aber an einem Kontrollposten gestoppt, in den Ortskern geht es nur mit Permit. Erst zu Hause werde ich die Details zu dem Erdbeben von 2016 nachlesen und erfahren, dann wird sehr klar warum wir nicht durch den Ortskern fahren durften. Beim Erdbeben von 2016 wurden Amatrice und die umliegenden Dörfer schwer beschädigt bzw. viele Häuser zerstört, fast 300 Menschen verloren ihr Leben. Die folgenden Kilometer führten uns durch zahlreiche Dörfer mit teilweise unglaublicher Zerstörung, es sah manchmal aus wie nach einem Bombenangriff. Viele Menschen leben in Notunterkünften. Es ist ein bedrückendes Erlebnis. Umso schöner und faszinierend die Landschaft. Der Monte Sibillini Nationalpark ist karg, mit steiniger Erde aber trotzdem schön. Auch Castelluccio ist stark zerstört und einige Kilometer später endet unsere Fahrt in einer großen Baustelle, am ersten Bagger kommen wir vorbei und nun steht ein riesen Teil auf der Fahrbahn der irgendwelche Stützpfeiler in die Erde rammt. Ich glaube nicht das der für uns zur Seite fährt. Wir drehen also um und fahren einen großen Bogen der uns aber über eine andere tolle Strecke entlang der SS209 führt. Wir erreichen Camerino und es ist an der Zeit ein Hotel zu suchen. Da aber auch Camarino durch verschiedene Baustelle einige gesperrte Straßen hat finde ich die beiden verzeichneten Hotels nicht. Nach 15 Minuten Kurverei sehe ich das Hinweisschild zur Villa Fornari. Als wir das Relais Villa Fornari erreichen sind wir uns nicht ganz sicher ob es in unserer Preisklasse liegt. Wir gucken daher mal was es bei Booking.com kosten soll, ok das gönnen wir uns. Olaf fragt an der Rezeption nach einem Zimmer und wir bekommen das Doppelzimmer für 85,- Euro mit Frühstück, noch 5 Euro billiger als bei Booking.com. Das war der schönste Fahrtag heute, das Wetter war durchgehend gut, die Landschaft überwältigend und die Krönung wird unser Abendessen. Wir gönnen uns ein drei Gänge Menü und dazu zwei Flaschen vom roten Hauswein und bezahlen am Ende faire 40 Euro pro Person. Wenn Essen glücklich machen kann, heute hatte ich das Gefühl aber wahrscheinlich war es einfach der gesamten Tag.

08.05.2019 Camerino – Marradi, 356 km
Auch das Frühstück in der Villa Fornari enttäuscht uns nicht, eine klare Empfehlung diese Unterkunft. Die Landschaft ist jetzt nicht mehr so spektakulär wie gestern, trotzdem schön und sehr grün und wir fahren unzählige Kurven bergauf und bergab. Zum Teil sind die Straßen aber doch recht eng die ich ausgesucht habe und so bleibt das flüssige Fahren manchmal auf der Strecke. Auf der Passhöhe in Cavallino an der SS67 gibt es den letzten Cappuccino des Tages bevor wir uns wieder ins Kurvengewühl schmeißen. Leider kehrt nun auch der Regen zurück und ich würde gerne in San Benedetto in Alpe eine Unterkunft nehmen, es gibt aber keine. Also fahren wir weiter die schöne Strecke bis Marradi. In Marradi führt uns das Navi zu einem Restaurant und Albergo. Ich frage im Restaurant nach einem Zimmer. Die junge Kellnerin spricht super Englisch und so ist die Kommunikation kein Problem. Ja sie hätten ein Zimmer, sie führt mich durch den Lagerraum und öffnet eine Tür mit der Aufschrift „Privat“. Dahinter verbirgt sich ein großes Zimmer mit Bad, das sogar ein Whirlpool hat. Prima, Unterkunft gefunden und das Essen ist auch gesichert.

09.05.2019 Marradi – Kappel, 623 km
Der Wetterbericht sagt für Marradi und Umgebung den ganzen Tag Regen voraus und am Samstag, unserem Ankunftstag in Deutschland, ist vom Süden Deutschlands bis fast in den Norden auch nur Regen angesagt. Wir beschließen daher von Marradi auf schnellstem Weg zur Autobahn zu fahren und dann an Bologna vorbei durch die Po Ebene bis an das südliche Ende des Gardasees zu fahren. Von dort über den Rechenpass die Alpen zu überqueren, weil dieser einer der wenigen geöffneten Pässe ist. Es gab einfach zu viel Schnee in den Alpen die letzten zwei Wochen. Der Regen hört bereits kurz nach dem Start auf und wir erreichen bei Sonnenschein die südliche Region des Gardasees. Wir fahren auf der schnellsten Route Richtung Trient, dann geht es weiter über Kaltern nach Meran. Die Landschaft ist so schön das es schon fast kitschig ist. Zum Fotografieren habe ich keine Lust mehr, das Kilometer machen steht nun im Vordergrund. Ab Kaltern fängt der Verkehr an zu nerven, langsame LKWs, viel Gegenverkehr, man kommt kaum vorbei, puh das macht kein Spaß. Zum Glück löst sich der Verkehr vorm Reschenpass etwas auf und wir haben wieder Fahrspaß den Pass hinauf und hinab. Vor dem Fernpass fängt es wieder an zu regnen und ich kann mich trotzdem über die großen LKWs ärgern die den Pass hochfahren müssen und dann mit 20 km/h um die Kurve kriechen. Hat man einen überholt hängt man kurze Zeit später hinter dem nächsten. Dann sind wir doch in Deutschland angekommen und suchen uns in Kappel bei Pfronten den Gasthof Engel als Quartier für die Nacht aus. 42 Euro das Doppelzimmer ohne Frühstück, der junge Wirt hat gerade eröffnet, nach dem der Gasthof zwei Jahre leer stand und hat sich ein Hostel Konzept überlegt. Ein netter Laden den man auch empfehlen kann.

10.05.2019 Kappel – Bremen, 886 km
Der letzte Tag. Mal schauen wie weit wir kommen. Wir kommen zügig voran, Mann sind die Straße in Deutschland gut. Bis kurz vor Kassel fahren wir 570 km Landstraße und dann geht es auf die Autobahn die letzten 316 km nach Hause, eine Übernachtung brauchen wir heute nicht mehr. Um halb elf abends sind wir wieder zurück und 5.075 km liegen hinter uns.