Piemont, On- und Offroad 2014
Nachdem wir ja nun schon einige Male in den Westalpen waren und ich 1993 sogar mit meiner Ducati dort erste Offroad Ausflüge gemacht hatte blieben die folgenden Besuche auf Aphalt beschränkt. Dies sollte sich nun ändern. Olaf, ich und unsere beiden KTM Adventures sollten endlich auch die bekannten alten geschotterten Militärstraßen unter die Räder nehmen. Der September ist dazu der perfekte Reisemonat.

 

Avignon
Nach unserer Anreise, bei der wir die Motorräder mit dem Anhänger hinter uns her gezogen haben, erreichen wir nach fast 1.300 km unser Basislager, den Campingplatz Gran Bosco in Salbertrand. Den noch jungen Nachmittag nutzen wir gleich für eine erste kleine Tour die uns nach Susa und von dort zum Lac du Mont Cenis führt. Wir umrunden einmal den Stausee, anfangs auf der Teerstraße und am Ende des Sees biegen wir auf die Schotterpiste ab. Der einfach zu befahrene Schotterweg ist ein netter Einstieg in die kommenden Touren. Landschaftlich fühlen wir uns ein bisschen wie in Schottland. Nach ca. 10 km ist der Schotterspaß auch schon wieder zu Ende und der Asphalt hat uns wieder.

Finestre
Perfektes Wetter mit blauem Himmel empfängt uns am nächsten Morgen als wir aus dem Zelt kriechen. Heute steht die Assietta Kammstraße und der Colle Sommeiller auf dem Programm. Wir fahren zuerst wieder die Landstraße in Richtung Susa und biegen dann auf einer kleine Straße in Richtung Gravere ab. Hinter Meana de Susa führt uns die kleine Serpentinenstrecke bergauf und geht an der Infotafel der Strada de Colle delle Finestre in Schotter über. Nach der geschotterten Auffahrt auf den Colle delle Finestre folgt die geteerte Abfahrt aber nur bis zum Beginn der Assietta Kammstraße. Zwischen 2.000 und 2.500 Meter Höhe folgt die Strecke den Bergkämmen und man hat wunderbare Ausblicke in die Täler und auf die umliegenden Gipfel. Der Verkehr ist schon etwas stärker, ein paar weitere Motorradfahrer und einige Geländewagen sind unterwegs.

Sommeiller
Im großen und ganzen ist die Strecke einfach zu fahren, nur an der Steigung hinter dem Colle dell' Assietta muss man sich etwas mehr konzentrieren und der Untergrund ist etwas ausgewaschener. Vor einem etwa 20 Meter langen Schlammloch schließen wir auf zwei Rollerfahrer auf, die auch auf unserem Campingplatz übernachten. Es geht also auch mit einer Vespa. In Sestriere gelangt man auf die SS23 und hat somit wieder Asphalt unter den Rädern. Nach einem Stopp für einen Snack und Cappuccino geht es flugs in Richtung Bardonecchia und von dort weiter nach Rochemolles. Hinter Rochemolles geht die Straße abermals in Schotter über und führt durch eine landschaftlich sehr schöne Ecke. Nach den Serpentinen zum Pian dei Morti wird die Vegetation karger und die Piste immer grobschottriger. Die letzten Kehren hoch zum Colle Sommeiller führen durch ein Geröllfeld und über recht groben Schotter und einzelnen größeren Brocken dazwischen.
Sommeiller
Der Parkplatz am Ziel hat erstaunliche Ausmaße. Hinter der Holzabsperrung gelangt man zum See, der aber nun im September nur ein Teich ist. Der eigentliche Pass soll sich dahinter befinden. Zurück geht’s auf dem gleichen Weg wie hin nach Bardonecchia. Übrigens kamen uns dabei wieder die Vespa Fahrer entgegen.

Unser Ziel heute ist das Fort Jafferau auf dem Gipfel des Monte Jafferau. Wir entscheiden uns für die Auffahrt von Salbertrand aus. Die erste Kehren nach dem Abzweig von der Landstraße sind noch geteert und gehen dann bei der kleinen Ortschaft Eclause in Schotter über. Wegen einer Baustelle ist allerdings die Straße gesperrt, die Bauarbeiter winken uns aber heran und ebnen uns sogar noch ein Sandhindernis ein damit wir uns rechts an den Kanalarbeiten vorbei schlängeln können.

Pramand
Nun geht es immer weiter auf groben Schotter bergauf bis zum Abzweig des Fort Pramand. Nach 1,3 km erreicht man das längliche Fort, von dort hat man in alle Richtungen einen tollen Ausblick über das Susatal. Zurück beim Abzweig folgen wir der Strecke Richtung Fort Jafferau, bemerkenswerter Weise ist ab hier der Weg für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Der folgenden Tunnel erklärt auch warum, es ist ein 850 Meter langes dunkles schmales Loch. Beim Fotografieren im Tunnel fällt mir meine Sonnenbrille aus dem Tankrucksack, was ich natürlich erst wieder draußen bemerke. Ich fahre noch einmal hin und her durch den Tunnel, die Sonnenbrille finde ich aber nicht wieder. Von der gegenüberliegenden Seite der Strecke hat man einen fantastischen Blick auf die zurückliegende Strecke und die über dem Tunnel liegenden Felshöhlen.

Jafferau
Nach dem Abzweig der einen nach Bardonecchia führt geht die Strecke quasi als Kammstraße weiter bis unterhalb des Fort Jafferau. Der letzte Anstieg hat es noch mal in sich, man rumpelt über den freigelegten Unterbau der Strecke. Kopfsteinpflaster in übelster Ausprägung. Vom Fort aus kann man auf 2.801 Meter Höhe den überragenden Ausblick in alle Himmelsrichtungen genießen. Zurück geht es über unzählige Kehren durch den Wald nach Savoulx. Zum Abschluß des Tages machen wir noch einen schnellen Abstecher zum Lago Nero. Die Strecke ist sehr ausgefahren und ausgewaschen und wurde scheinbar teilweise mit einem Radlader auf Fahrbarkeit getrimmt. Fahrerisch schon teilweise auf Sportenduro Niveau. Vom Lago Nero aus zum Grenzort Claviere fährt man dann durch Skigebiet und stellenweise neben den Fangzäunen auf der Skipiste bergab.
Parpaillon
Der folgende Tag präsentiert sich zugezogen und regnerisch, wir machen daher nur eine Straßentour und versuchen dem Regen aus dem Weg zu gehen. Dies hat bestens geklappt, kurz nach unserer Rückkehr auf dem Campingplatz fängt es dann auch in Salbertrand an zu regnen.
Am nächsten Morgen ist der blaue Himmel zurück, auch wenn wir beim Frühstück bei 6 Grad Außentemperatur uns noch am Kaffee erwärmen müssen. Es geht anschließend nach Frankreich zum Col du Parpaillon. Über Briancon neben wir erst einmal die schnelle N90 bis Guillestre, dann die gut ausgebaute Route über den Col du Vars. Von la Condamine-Chatelard geht es nun wieder zurück über den Col du Parpaillon. Wieder ein landschaftlicher Hochgenus fernab jeglicher Ortschaften. Die eigentliche Passhöhe ist beim Col du Parpaillon ein 550 m langer Tunnel.

Parpaillon Tunnel
Der Untergrund ist aufgeweicht und stellenweise gehen die Pfützen über die gesamte Tunnelbreite. Jetzt im September braucht man wenigstens keine Eisplatten im Tunnel fürchten. Nach dem Parpaillon biegen wir ab zum Col de Valbelle. Der sehr einfach zu fahrende Weg führt uns zum Skigebiet von Risoul. Immer auf der Anfängerpiste bergab erreichen wir den Skiort. Nach Briancon geht’s über den Col d' Izoard zurück. Hier zeigt sich die geniale Vielseitigkeit der Adventure. Eben noch über Schotterpisten, nun eine flotte Runde durch's Kurvengeschlängel des Izoard. Wir können doch den GS-Fahrer der uns auf der Geraden überholte nicht einfach davon fahren lassen.
Mulattiera
Der letzte Tag führt uns hoch zum Passo della Mulattiera. Wir nehmen die Auffahrt von Beaulard aus. Laut Denzel auch für zweiradgetriebene Autos geeignet. Naja bei dem groben Schotter, armes Auto. Vom Punta Colomion zweigt der Weg ab und wird schmaler und weiterhin grobschottrig. Die letzten 1 bis 2 Kilometer sind nur noch mit dem Motorrad befahrbar und die 500 Meter bis zum Fort sind nur ein Fußweg aber easy zu fahren da fester Boden ohne Schotter. Insgesamt würde ich den Passo della Mulatiera als fahrerisch am schwierigsten von den in den letzten Tagen gefahrenen Strecken einstufen. Nach dem ausgiebigen Genuss der Aussicht geht es auf der gleichen Strecke wieder zurück. Der letzte kleine Offroad Abstecher geht zur kleine Kapelle Madonna di Cotolivier, von hier hat man wieder einmal eine sehr gute Aussicht ins Susatal. Die Strecke bergab endet dann direkt in Oulx.